„Du bist zu wählerisch!“ – (Langzeit-)Single-Frauen und die gesellschaftlichen Erwartungen
- Susanna Lentschik
- 26. März
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. März

„Ich verstehe gar nicht, warum du noch Single bist!“
„Du bist zu wählerisch!“
„Du findest auch noch jemanden!“
„Du bist doch so hübsch, mach es den Männern doch nicht so schwer!“
„Hm…die innere Uhr tickt. Lange hast nicht mehr Zeit für eigene Kinder!“
„Jeder Topf findet seinen Deckel!“
Diese Sätze sind allgegenwärtig. Sie werden oft beiläufig gesagt, in gut gemeinter Absicht. Doch egal, ob du darauf mit einem Lächeln reagierst, die Situation mit Humor nimmst oder eine wohlüberlegte Antwort gibst, sie hinterlassen oft ein ungutes Gefühl.
Vielleicht, weil du dich selbst manchmal fragst, ob du „alles richtig machst“. Vielleicht, weil du mit deiner Situation noch nicht ganz im Reinen bist. Vielleicht aber auch, weil du diese Sätze einfach nicht mehr hören kannst.
Langzeit-Single-Frau? Dauer-Single-Frau?
Es gibt viele Frauen, die schon sehr lange oder vielleicht noch in keiner partnerschaftlichen Beziehung waren. Und über sie wird selten urteilsfrei gesprochen. Denn obwohl sich das Bild der Frau gewandelt hat, wird es oft als „ungewöhnlich“ betrachtet.
Oft kommen dann nicht nur Fragen, sondern unausgesprochene Bewertungen:
„Irgendwas muss ja mit ihr nicht stimmen…“
„Ist sie beziehungsunfähig?“
„Hat sie Angst vor Nähe?“
„Vielleicht mag sie keine Kompromisse eingehen….“
Nicht jede Frau, die lange Single ist, hat sich bewusst dafür entschieden. Vielleicht gab es Phasen, in denen du offen für eine partnerschaftliche Beziehung warst, in denen du versucht hast, jemanden kennenzulernen, aber es hat nicht funktioniert. Vielleicht hast du gehofft, dass sich eine Beziehung entwickelt, doch es kam anders. Das kann frustrierend sein, auch wenn das Umfeld mit gut gemeinten Ratschlägen kommt, wie: „Irgendwann passiert es von selbst!“ oder „Du musst dich mehr entspannen, nicht zu sehr wollen.“
Und all das kann in dir was auslösen! Ob es die Stimmen im Außen sind, die über die stereotype Single-Frau sprechen, oder deine eigene, in deinem Kopf. Es kann sein, dass dein Selbstwert leidet, du dich immer mehr und mehr zurückziehst, dich fragst, was du falsch machst oder gar deine Liebe zu dir kleiner wird.
Doch was, wenn es nicht darum geht, etwas zu „finden“ oder „richtig zu machen“, sondern darum, einen Perspektivwechsel einzunehmen?
Perspektivwechsel: Vom Mangelgefühl zur inneren Fülle
Das Alleinsein kann als Mangel empfunden werden, vor allem, wenn gesellschaftliche Stereotype suggerieren, dass Glück erst mit einer Paarbeziehung beginnt. Ein Bild gezeichnet wird, dass das ultimative Ziel im Leben eine Partnerschaft ist, die durch das Bekommen von Kindern noch „kompletter“ wird. Hauptsache „in Beziehung“, gleichgültig ob sie vielleicht gar nicht auf Augenhöhe basiert, einer der beiden sich laufend zurück stellt, damit die Beziehung funktioniert, oä.
Natürlich ist eine ausgewogene Partnerschaft etwas Schönes – genauso wie es schön sein kann, frei und unabhängig seinen eigenen Weg zu gehen. Dieser Artikel soll weder das Single-Sein glorifizieren noch gegen Partnerschaften sprechen. Beides hat seine besonderen Seiten, seine Herausforderungen und seine Schönheit. Manche Menschen denken dabei noch immer in Schwarz-Weiß-Kategorien: entweder klassisch-konventionell oder radikale Unabhängigkeit. Doch das Leben ist kein Entweder-Oder. Es gibt unzählige Facetten von Beziehungsmodellen, die entdeckt und gelebt werden dürfen.
Wir leben in einer Zeit des Wandels. Das Rollenbild der Frau hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert – und der Weg ist noch nicht zu Ende.
Vom ersten Wahlrecht für Frauen bis zur stetigen Weiterentwicklung der Gleichberechtigung – die Gesellschaft bewegt sich, aber es gibt nach wie vor Unterschiede in Chancen, Erwartungen und Anerkennung.
Von der traditionellen Hausfrauenrolle, in der Frauen nicht ohne Zustimmung ihres Mannes arbeiten durften, hin zu selbstbestimmten Frauen, die Karriere und Familie individuell gestalten.
Von der Frau, die sich gesellschaftlich unter Druck gesetzt fühlt, eine Familie zu gründen, hin zu Frauen, die sich bewusst für das Leben entscheiden, das zu ihnen passt.
Das Leben ist bunt – und jeder Mensch hat das Recht, seinen eigenen, stimmigen Weg zu gehen. Nicht das Außen sollte darüber entscheiden, was "richtig", "angebracht" oder "normal" ist, sondern das, was sich innerlich echt und verantwortungsvoll anfühlt.
Wir alle sehnen uns nach Zugehörigkeit und gleichzeitig danach, in unserer Einzigartigkeit gesehen zu werden. Dieser Beitrag ist ein Plädoyer für mehr Selbstverbundenheit, mehr Menschlichkeit im Miteinander und weniger Bewertung auf Basis von Beziehungskonzepten oder gesellschaftlichen Normen.
Liebe beginnt bei uns selbst – und zeigt sich in bedeutsamen Beziehungen mit Menschen, die uns auf Augenhöhe begegnen: Familie, Freund:innen, Kolleg:innen, Wegbegleiter:innen.
Dabei ist für mich klar: Freiheit und Individualität gehen immer Hand in Hand mit Verantwortung und ethischen Grundwerten. Es geht nicht darum, alles gutzuheißen, sondern darum, in der Vielfalt des Menschseins das Verbindende zu sehen.
Indem wir uns öffnen für die Farben der anderen, ohne sie zu bewerten, lernen wir, einander wirklich zu begegnen. Jeder Mensch ist einzigartig – und dennoch sind wir alle miteinander verbunden. Daran dürfen wir uns erinnern.
Inner Bliss – Deine Basis für dich und dein Leben
Was, wenn du die Zeit des Single-Seins nicht als Lücke, sondern als Raum für dich selbst siehst?
Was, wenn das Alleinsein nicht bedeutet, „ohne etwas“ zu sein, sondern die Chance, dich selbst wirklich kennenzulernen? Die Zeit nicht mit Warten auf einen Partner zu verbringen, sondern sie zu nutzen, deinem Kern näher zu kommen, dein Sein zu erforschen und dein Leben jeden Tag zu leben, wie es dir gefällt und dich glücklich macht.
Das bedeutet nicht, dass du den Wunsch nach einer Beziehung ablegen musst. Es bedeutet nur, dass du dich selbst in den Mittelpunkt deines Lebens stellst - nicht die Suche nach einem Partner.
Denn die entscheidende Frage ist nicht, ob du in einer Paarbeziehung bist, sondern:
Kannst du mit dir selbst glücklich sein?
Weißt du, wer du bist und was dir im Leben wirklich wichtig ist?
Kannst du aus vollem Herzen sagen: „Ich bin okay, genauso, wie ich bin“?
Du bist kein unvollständiges Puzzle, das auf ein fehlendes Teil wartet.
Du bist bereits ganz.
Und vielleicht verändert genau diese innere Haltung alles – für dein Leben, für deine Zufriedenheit und vielleicht sogar für zukünftige Begegnungen. Ein Gemeinsam auf Augenhöhe!
Denn egal, wie dein Leben aussieht – dein Glück beginnt in dir.
Wenn du deine innere Basis stärkst, dann kann dich das Leben nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen.
Dann beeinflussen dich Meinungen von außen nicht mehr so sehr. Auch deine eigene Stimme in deinem Kopf kann dich nicht mehr so leicht bequatschen.
Dann hast du die Freiheit, dich bewusst für das Leben zu entscheiden, das zu dir passt – egal, ob mit oder ohne Partner.
Dann fällt es dir leichter, deine Werte, Bedürfnisse und Wünsche klar zu spüren und sie selbstbewusst nach außen zu vertreten.
Dann bist du nicht mehr abhängig davon, ob du Single bist oder in einer Beziehung.
Denn Inner Bliss bedeutet, dich mit dir selbst verbunden zu fühlen.
Und das Schöne ist: Wenn du diese innere Basis gefunden hast, tritt Veränderung ein!
Du wirst selbstbewusster und mutiger.
Du erkennst, was dir wirklich wichtig ist.
Du fühlst dich verbunden – mit dir selbst, mit dem Leben und mit den Menschen, die dir guttun.
Du verliebst dich immer mehr und mehr in dich selbst und dein Leben.
Lebe dein Leben jetzt.
Mach dich auf die Reise – und entdecke all die Teile in dir, die bereits da sind.
Deine Susanna